Physik-Nobelpreis für Thouless, Haldane und Kosterlitz

Der diesjährige Physik-Nobelpreis wird an David Thouless, Duncan Haldane and Michael Kosterlitz verliehen, als Würdigung „for theoretical discoveries of topological phase transitions and topological phases of matter“. Ausgezeichnet werden damit drei theoretische Physiker, die seit den 1970er bedeutende Beiträge für die Festkörperphysik geleistet haben.
Sogenannte topologische Materialien gehören seit gut zehn Jahren zu den aktivsten Forschungsgebieten der Festkörperphysik und deshalb tauchten beim Smalltalk mit Festkörperphysik-Kollegen beim “wer in der Festkörperphysik könnte denn den Nobelpreis bekommen?”-Raten zuletzt immer wieder die Namen der Physiker auf, die ab 2005 topologische Isolatoren vorhergesagt bzw. experimentell nachgewiesen haben. Das Nobelkomitee hat sich nun für drei bedeutende Theoretiker entschieden, die sich bereits Jahrzehnte zuvor mit topologischen Phänomenen in Festkörpern befasst haben, sei es in besonderen Supraleitern („Kosterlitz-Thouless transition“), in Quanten-Hall-Systemen (zweidimensionale Elektronengase in speziellen Halbleiter-Strukturen) oder Spin-Systemen (Magnetismus).
Nachdem im Kontext der Physik-Nobelpreise mit dem Higgs-Teilchen (Nobel-Preis 2013) und dem Nachweis von Gravitationswellen (dessen Veröffentlichung für das diesjährige Nobel-Auswahlverfahren „zu spät“ war) in der Öffentlichkeit zuletzt vor allem Erfolge der „Physik mit sehr großen Experimenten“ präsent waren, finde ich es beruhigend, dass das Nobel-Komitee auch auf vielleicht schon etwas zurückliegende Ergebnisse achtet, die im Vergleich zu jüngeren Entdeckungen vielleicht etwas in den Hintergrund geraten sind, diese aber überhaupt erst ermöglicht haben.

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