Zum Beginn des Raffael-Jahres: Seine an Albrecht Dürer geschickte Zeichnung in der Albertina

Kaum ist das Leonardo-Jahr aus Anlass seines 500. Todestages zu Ende gegangen, beginnt das analoge Jubiläum des nächsten Giganten der italienischen Kunst: Am 6.4.1520 starb Raffael (voller Name: Raffaello Sanzio da Urbino) in Rom, der Jüngste des Hochrenaissance-Dreigestirns Leonardo – Michelangelo – Raffael. Und dementsprechend wird 2020 in Kunstmuseen weltweit reichlich Raffael geboten werden, in Deutschland zeigen z.B. die Kupferstichkabinette in Berlin und Hamburg (Hamburger Kunsthalle) ihre eigenen Bestände an Raffael-Zeichnungen und in Dresden wird es um die großen Wandteppiche gehen, die auf Raffael-Entwürfe zurückgehen. Und davon abgesehen gibt es im deutschsprachigen Raum eine beachtliche, wenn auch zahlenmäßig überschaubare Reihe an Gemälden in den ständigen Sammlungen in Berlin (in der Gemäldegalerie ist bis zum 26.4.2019 in einer Studio-Präsentation obendrein die „Madonna mit den Nelken“ aus der Londoner National Gallery zu Gast), Dresden (die Sixtinische Madonna in der Gemäldegalerie Alte Meister mit den allgewärtigen Engelchen zu ihren Füßen), München (Alte Pinakothek) und Wien (Kunsthistorisches Museum) zu sehen und in Frankfurt (Städel) seit einigen Jahren ein Papstportrait Julius II, bei dem sich die Kunstexperten nicht einig sind, inwieweit Raffael persönlich Hand angelegt hat.

Raffaels Zeichnung in der Albrecht Dürer-Ausstellung 2019/20 in der Wiener Albertina

Aus „Kunst und Physik“-Sicht ist Raffael weniger interessant als Leonardo mit seinen vielfältigen Aktivitäten als Naturforscher und Erfinder. Für mich persönlich hat aber auch Raffael immer wieder interessante Facetten zu bieten. Eine gibt es in der noch bis zum 6.1.2020 laufenden großen Albrecht Dürer-Ausstellung in der Albertina in Wien zu sehen. Dort ist zwischen all den Dürer-Arbeiten auch eine Zeichnung von Raffael zu finden, mit handschriftlicher Notiz von Dürer. Denn Raffael (1483-1520) und Dürer (1471-1528) haben sich zwar nie persönlich getroffen, wussten aber z.B. dank Druckgrafiken, dem entscheidenden vervielfältigten und transportablen künstlerischen Medium der Zeit, sehr gut über das Wirken des jeweils anderen Bescheid. Dürer war selbst herausragender Meister des Kupferstiches und entwarf umfangreiche Holzschnittzyklen wohingegen Raffaels Werk durch Kupferstiche von Marcantonio Raimondi publik gemacht wurde. Hinzu kommen Zeichnungen, ein Medium in dem beide, Dürer und Raffael, brillierten. Dürer erhielt 1515 diese Zeichnung „Zwei Männerakte mit Kopfstudie“ von Raffael als Geschenk nach Nürnberg geschickt. Sie zeigt Figurenstudien, die Raffael im Züge seines Freskenzyklusses für die Stanzen im Vatikan anfertigte und der Notiz ist zu entnehmen, dass Dürer es sehr zu schätzen wusste, dass Raffael sie ihm als Beispiel seiner künstlerischen Fertigkeiten hat zukommen lassen.

Die Notiz von Albrecht Dürer auf dem Raffael-Blatt

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