Schwabentips für Museumsgänger

(Zwar stamme ich aus Norddeutschland, lebe aber bereits so lange in Stuttgart, dass mir das Wort „Schwabentip“ locker über die Lippen geht, um sparsamen Mitmenschen zu einem kleinen Glücksgefühl zu verhelfen.)

Der Besuch eines Museums kostet meist Eintrittsgeld. Bei kleineren Museen beträgt dies typischerweise einige Euro, bei guten/großen Museen und erst recht bei spektakulären Sonderausstellungen hingegen oft mehr als 10 Euro. Um diese finanzielle Hürde nach Möglichkeit etwas abzubauen, gibt es verschiedene Möglichkeiten (alle Angaben natürlich ohne Gewähr):

 

Freien Eintritt nutzen

Manche Museen bieten an einzelnen Wochentagen freien Eintritt zumindest in die eigene ständige Sammlung an, z.B. die Stuttgarter Staatsgalerie, die Münchner Pinakothek der Moderne und das Kunsthaus Zürich mittwochs, der Louvre in Paris in den Monaten Oktober bis März am 1. Sonntag im Monat.

Zu vielen Sonderausstellungen gibt es eine offizielle Eröffnung („Vernissage“), meist am Nachmittag/Abend vor dem ersten regulären Öffnungstag der Ausstellung. Bei kleinen und mittelgroßen, insbesondere öffentlichen Museen ist der Besuch der Vernissage (und damit auch der erste Besuch der Ausstellung) oft frei zugänglich und kostenlos. Bei einer typischen Vernissage werden einige Reden gehalten, darunter eine inhaltliche Einführung in die Ausstellung. Wenn man keine Angst vor „offiziellen Veranstaltungen“ und Reden von Politikern hat, ist dies eine prima Gelegenheit, um preiswert in Kunstgenuss zu kommen.

Und dann gibt es die Museen, bei denen grundsätzlich freier Eintritt (mindestens in die ständige Sammlung) gilt: Beispiele sind öffentliche Museen in Großbritannien (National Gallery, Tate, British Museum…), in Washington D.C. die National Gallery of Art und die berühmten Museen der Smithsonian Institution…
Aber auch in Deutschland gibt es solche Fälle, z.B. das Museum Folkwang in Essen oder die Würth-Museen in Schwäbisch Hall und Künzelsau.

 

Internationaler Museumstag

Jedes Jahr an einem Sonntag Mitte Mai findet der Internationale Museumstag statt. Er wurde vom Internationalen Museumsrat ICOM initiert, der auch das jährlich wechselnde Leitthema des Museumstages vorgibt. Inzwischen nehmen auch in Deutschland sehr viele Museen am Internationalen Museumstag teil und bieten dann oft besondere Aktionen, Führungen etc. an. Und das alles bei freiem Eintritt!

 

Jahreskarten

Große Museen und insbesondere Museumsverbünde (Staatliche Museen Berlin, Museen der Stadt Köln, …) bieten oft Jahreskarten an. Falls man in seinem Heimatort regelmäßig ins Museum geht und gerne alle Sonderausstellungen dort anschaut, ist dies eine gute Sache – hat man die Jahreskarte erst, ist die Hemmschwelle ins Museum noch kleiner.

 

Mitgliedschaft in einem Museumsverein

Fast alle (nicht allzu kleinen) Museen in Deutschland verfügen über einen Museumsverein, Förderverein, Freundeskreis oder ähnliches. Dabei handelt es sich typischerweise um einen gemeinnützigen Verein mit dem Ziel, das Museum zu unterstützen (und den Mitgliedern Inhalte zum Thema Kunst etc. zu vermitteln). So wird ein Teil der Vereinsbeiträge dafür genutzt, Kunstwerke fürs Museum anzukaufen. Manchmal wird das Museum sogar vom Verein betrieben (z.B. Kunsthalle Bremen). Als Vereinsmitglied hat man typischerweise freien Eintritt ins Museum, oft auch zu öffentlichen Führungen oder anderen Veranstaltungen. Darüber hinaus gibt es Sonderveranstaltungen für Vereinsmitglieder, z.B. nicht-öffentliche Führungen oder Vernissagen zu den Sonderausstellungen des Museums. Ich kenne mehrere Museen, bei denen die Mitgliedskarte des Museumsvereins vorrangig als „Jahreskarte mit Extras“ gesehen wird und bei denen man als regelmäßige Museumsgänger durch eine Vereinsmitgliedschaft finanziell einiges sparen kann.

Für jüngere Museumsinteressierte („jung“ endet dabei meist irgendwo zwischen 30 und 40 Jahren) gibt es bei größeren Museen inzwischen oft separate Vereinigungen, die gerne als „Junge Freunde“ firmieren.

 

Museums-PASS-Musées

Dieser Museumspass ist ursprünglich eine Initiative aus dem Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich mit dem Ziel, dass Besucher mit diesem Pass länderübergreifend freien Eintritt in thematisch weit gefächerte Museen rings um Freiburg, Basel und Straßburg erhalten („Oberrheinischer Museumspass“). In dieser Kernregion sind die meisten „wichtigen“ Museen Mitglieder dieser Initiative. In den letzten Jahren hat sich der geografische Bereich aber weiter und weiter ausgedehnt, speziell nach Norden. So sind inzwischen auch eine Reihe bedeutender Museen in Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart oder Mainz Mitglieder. Aktuell kostet der Pass 98 Euro/128 SFr (Stand Januar 2016), d.h. auch dies ist finanziell nur dann ein deutlicher Vorteil, wenn man wirklich häufig ins Museum geht. Aber gerade wenn man innerhalb von 12 Monaten mehrere Sonderausstellungen in vergleichsweise teuren Museen (Fondation Beyeler, Kunstmuseum Basel…) besuchen möchte, kann es sich lohnen. Und dann kann man so oft kostenlos in die Mitgliedsmuseen gehen, wie man möchte!

 

Museumkaart

Die „Museumkaart“ gilt in den Niederlanden für zahlreiche Museen als Eintrittskarte, sprich ist de facto eine Jahreskarte („museumjaarkaart“) für fast alle bedeutenden Museen dort. Als ich in den Niederlanden gelebt habe, habe ich durch diese Karte sehr viel Geld gespart! (Nebenbei bemerkt sind sich Niederländer und Schwaben in diesem Aspekt durchaus ähnlich…) Aber auch als kunstinteressierter Tourist kann sich die Museumkaart finanziell bereits lohnen, sobald man vier oder fünf der berühmtesten holländischen Kunstmuseen in einem Urlaub besuchen möchte (Rijksmuseum Amsterdam, Stedelijk Amsterdam, van Gogh-Museum Amsterdam, Mauritshuis Den Haag, Gemeentemuseum Den Haag, Museum Bojmans van Beuningen Rotterdam) – und sich dann obendrein über kurze Abstecher bei freiem Eintritt in andere Museen freuen kann oder auch darüber, die berüchtigte Warteschlange am van Gogh-Museum zu „umgehen“.
Die Homepage zur Museumkaart ist (ausschließlich) auf niederländisch verfasst und ermöglicht den Online-Erwerb einer Museumkaart, aber in dem Fall handelt es sich um ein jährliches Abonnement. Für den deutschen Durchschnitts-Kunst-Touristen ist es einfacher, nach Ankunft in den Niederlanden in einem der größeren Museen vor Ort eine sofort für ein Jahr gültige Museumkaart zu kaufen (ohne Registrierung, ohne Abo).

 

artCard

„art“ ist die vermutlich wichtigste deutsche Kunstzeitschrift, die sich nicht ausschließlich an „Profis“ richtet sondern an ein breiteres Publikum. Ein Jahres-Abonnement des Magazins spart im Vergleich zum Kauf im Zeitschriftenhandel zwar kein Geld, aber man erhält dann die „artCard“, die dem Abonnenten ermäßigten Eintritt in die wichtigsten Kunstmuseen des deutschsprachigen Raums ermöglicht. Wie viel diese Ermäßigung dann beträgt ist sehr unterschiedlich, meist zwischen 15% und 40% des Eintrittspreise.

 

Deutsche Bahn als Sponsor

Bei einigen Sonderausstellungen fungiert die Deutsche Bahn als Sponsor. Dann kann man mit einer gültigen Bahnfahrkarte ermäßigten Eintritt erhalten oder auch mit einer Bahncard. Diese Ausstellungen sind eher selten, aber falls man im Kassenbereich einer Ausstellung ein DB-Logo sieht und Bahnfahrer ist, lohnt es sich genauer hinzuschauen.

In Stuttgart ist auch der Verkehrsverbund (VVS) manchmal Sponsor und dann verhilft ein gültiges VVS-Ticket zu vergünstigtem Eintritt.