Vor einigen Monaten hat Gerhard Richter, der als einer der wichtigsten lebenden Künstler überhaupt gilt, der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein Interview gegeben, bei dem es um die teils zweistelligen Millionen-Beträge geht, für die Gemälde von Richter derzeit auf dem Kunstmarkt verkauft werden. (Neben Jeff Koons gilt Gerhard Richter als „der lebende Künstler, dessen Werke bei Auktionen die höchsten Preise erzielt haben“.) Hierbei äußert sich Gerhard Richter selber skeptisch über die Bedeutung, die man solchen exorbitant hohen Preisen für Kunstwerke beimessen sollte. In diesem Zusammenhang sagt Gerhard Richter: „Die Summe aber, die hat etwas Schockierendes. Sie wissen ja, der ganze Markt für Kunst ist so hoffnungslos überzogen. Es hat allerdings keinen Zweck, sich darüber zu ärgern. Man steht einfach davor, und es ist unverständlich, so wie für mich Chinesisch oder Physik unverständlich sind.“
In diesem Zusammenhang dient „Physik“ offensichtlich einmal mehr als ein Stichwort, das „allgemein bekannt schwer verständlich“ ist. Dass gerade Gerhard Richter dies sagt, finde ich allerdings besonders schade. Denn auch wenn er kein ausgebildeter Physiker ist, so finde ich in einer Vielzahl seiner Gemälde eine ganze Reihe unterschiedlicher Aspekte, die auch aus Physiker-Sicht ausgesprochen interessant sind. Und in seiner jüngeren Werkreihe mit großformatigen Glasscheiben (zu sehen z.B. im Museum Ludwig (Köln), im K20 (Düsseldorf) oder im Albertinum (Dresden)), die sowohl transmittieren als auch reflektieren, sind optische und damit physikalische Phänomene sogar ganz offensichtlich. Vielleicht versteht Gerhard Richter ja viel mehr von Physik als er selber glaubt?