Der Bundeswettbewerb Jugend forscht 2024 fand vom 29. Mai bis 2. Juni in Heilbronn statt. Bundespateninstitution war die Experimenta, das größte Science Center Deutschlands. Bereits 2021 war die Experimenta Gastgeberin des Bundeswettbewerbs Jugend forscht, damals musste der Wettbewerb aber pandemiebedingt kurzfristig von einer Präsenz- zu einer Online-Veranstaltung umgewandelt werden, so dass damals die teilnehmenden Jungforschenden die Experimenta mit ihrem beeindruckenden Neubau nicht persönlich erfahren konnten. Im aktuellen Jahr erscheinen Corona-Restriktionen wie aus einer fernen Vergangenheit und die Teilnehmenden und Gäste des diesjährigen Bundeswettbewerbs könnten rundum vom Ambiente der Experimenta profitieren: Es gab reichlich Platz für die Stände der 107 Jugend forscht-Projekte, ein umfangreiches Rahmenprogramm und vielfältige MINT-Inspiration durch die Mitmachstationen im regulären Ausstellungsbereich der Experimenta.
Beim Bundeswettbewerb 2023 in Bremen war ich turnusgemäss nach 10 Jahren Tätigkeit aus der Jugend forscht-Bundesjury verabschiedet worden, so dass ich ursprünglich erwartet hatte, den Bundeswettbewerb 2024 lediglich als Gast zu besuchen. Aber wegen des Wechsels in der Geschäftsführung der Stiftung Jugend forscht e. V. (Dr. Sven Baszio war Ende September 2023 als Geschäftsführer ausgeschieden und seit Oktober 2023 führt Katarina Keck, die ebenfalls 2023 aus der Bundesjury verabschiedet worden war, Jugend forscht als Interimsgeschäftsführerin), durfte ich meine Jugend forscht-Erfahrung auf zuvor unerwartete Weise einbringen: Als Vorsitzender der Jury beim Bundeswettbewerb habe ich die Sitzungen der Bundesjury geleitet und diese im Vorfeld koordiniert. Auch habe ich Jugend forscht bei der Auftaktpressekonferenz vertreten, neben Prof. Bärbel Renner, der Geschäftsführerin der Bundespateninstitution Experimenta. Die Hauptakteure dort waren aber zwei Jungforschende: Reinhard Köcher, der später Bundessieger im Fachgebiet Arbeitswelt wurde, sowie Anne Marie Bobes, die Physik-Bundessiegerin des Vorjahres 2023.
Die Experimenta zeigte sich als exzellenter Gastgeber und die Jungforschenden erlebten vier ereignisreiche Tage. Kernelement des Wettbewerbs sind die Jurygespräche, in denen die Teilnehmenden ihre Projekte erläutern und Fragen der Jury hierzu beantworten. Erstmals seit zehn Jahren habe ich nicht selbst Jurygespräche geführt, aber hautnah die Spannung und die regen wissenschaftlichen Diskussionen miterlebt. Bundessieger im Fachgebiet Physik wurde Josef Kassubek mit seinem Projekt „MY-O(w)N Detektor – Messung von Myonen im Tunnel“. Ein weiteres Physik-Projekt erhielt Bundessiegerstatus: „Neue Erkenntnisse zu Antibubbles“ von Maja Leber und Julius Gutjahr wurde mit dem Sonderpreis des Bundeskanzlers für die originellste Arbeit ausgezeichnet. Und aus „Kunst und Physik“-Sicht fand ich das Projekt „Sorting the colors: dimensionsbezogene Generalisierung vergleichsbasierter Sortierung“ besonders interessant: Farben werden typischerweise in einem zwei- oder höherdimensionalen Raum kartiert wohingegen Leo Blume nun eine eindimensionale Reihenfolge für eine Auswahl von Farben gesucht hat. Diese Vorgehensweise hat mich sehr an die Kunstwerke der Serie „Colour experiment“ von Olafur Eliasson erinnert. Letztere sind ebenfalls eine eindimensionale Abfolge bestimmter Farben, aber geschlossen und somit als Kreis darstellbar, wohingegen Leo Blumes Anordnungen jeweils einen Anfang und ein Ende besitzen.