Vom 16. bis zum 31.7.2021 tagte das UNESCO Welterbe-Komitee und fasste damit zwei Sitzungen zusammen, jene für 2020 und jene für 2021 angesetzte. In dieser „Extended Session“ wurde auch über die Neuaufnahme verschiedener Stätten in die Welterbeliste entschieden und wie auch in den Vorjahren wurden neue Welterbestätten in Deutschland ernannt. Mit der Mathildenhöhe in Darmstadt wurde ein Architekturensemble der Zeit um 1900 ausgezeichnet, das wohl bekannteste und bedeutendste Beispiel für Jugendstil als stadtprägendes Element in Deutschland. Die „SchUM-Städte“ betrifft die jüdische Kultur in Speyer, Worms und Mainz, die im Mittelalter für das Judentum in ganz Europa großen Einfluss hatte; konkret gehören Gebäudekomplexe mit Synagogen in Speyer und Worms sowie alte jüdische Friedhöfe in Worms und Mainz nun zum UNESCO-Welterbe.
Ebenfalls neu angenommen wurden mehrere Vorschläge für internationale Welterbestätten, die auch deutsche Orte umfassen. Dies sind „Bedeutende Kurstädte Europas“ (mit Baden-Baden, Bad Ems, Bad Kissingen sowie weiteren Städten in Tschechien, Österreich, Belgien, Italien und Großbritanien), „Grenzen des Römischen Reichs – Donaulimes (westliches Segment)“ (Deutschland, Österreich, Slovakei) sowie „Grenzen des Römischen Reiches – Niedergermanischer Limes“ (Deutschland, Niederlande). Bei den beiden letztgenannten Neueinschreibungen ist mir als Außenstehenden allerdings nicht klar, warum dies separate Welterbestätten sind wohingegen die zwischen diesen beiden Teilen des römischen Limes gelegene Sektion „Obergermanisch-Raetischer Limes“ bereits 2005 ins Welterbe aufgenommen wurde, damals als Ergänzung zum Hadrianswall in Großbrittanien (bereits seit 1987 Welterbe) unter dem allgemeinen Titel „Grenzen des Römischen Reiches“, wozu dann 2008 noch der Antoninuswall in Schottland hinzukam. Nun also der Niedergermanische Limes sowie der Donaulimes jeweils als separate Welterbestätten. Und dass bei letzterem nur der westliche Teil in drei Staaten aufgenommen wurde, hat unter anderem mit dem derzeitigen politischen Agieren in Ungarn zu tun – eigentlich waren auch ungarische Stätten Teil dieses Antrags, wurden aber kurzfristig herausgenommen.
Unter den weiteren neu ernannten UNESCO-Welterbestätten gibt es noch mehrere andere Orte in Europa, die mir als Kunstinteressiertem von früheren Reisen vertraut sind: Paseo del Prado and Buen Retiro in Madrid, Paduas Freskenzyklen aus dem 14. Jahrhundert (incl. Giottos Fresken in der Scrovegni-Kapelle) sowie Arkadengänge in Bologna. Insgesamt bedeutet das für mich also 2021 viele „neue“ UNESCE-Welterbeerfahrungen ohne den eigenen Schreibtisch zu verlassen.