Unter großem Medieninteresse wurde am 28. Januar 2021 bei Sotheby’s ein von Sandro Botticelli (1444/45 – 1510) gemaltes Bildnis, „Junger Mann mit Medaillon“, zum Hammerpreis von 80 Millionen Dollar (mit Aufgeld: 92,2 Millionen Dollar) versteigert. Das Werk stammte aus dem Besitz der New Yorker Immobilien-Magnaten Sheldon Solow, dessen Kunstsammlung weitere weltbekannte Meisterwerke europäischer und amerikanischer Kunst umfasst. Nach der Einlieferung des Botticelli-Gemäldes starb Solow im Alter von 92 Jahren, so dass das Werk im Endeffekt aus seinem Nachlass versteigert wurde.
Am 25. März 2021, etwa zwei Monate nach dem Botticelli-Jüngling, versteigerte Sotheby’s ein weiteres bedeutendes Renaissance-Portrait, welches einen jungen Mann darstellt und das Piero del Pollaiolo (ca. 1443 – ca. 1496) zugeschrieben wird. Hier betrug der Hammerpreis 3.8 Millionen Pfund (mit Aufgeld sind dies 4,56 Millionen Pfund), etwas unterhalb des Schätzpreises von 4 bis 6 Millionen Pfund.
Beide Gemälde stammen von bedeutenden Malern der Früh- bzw. Hochrenaissance in Florenz und sie sind Portraits junger Männer. Darüberhinaus haben sie noch etwas gemeinsam: In der Mitte des 20. Jahrhunderts gehörten beide zur Sammlung von Thomas Ralph Merton (1888 – 1969), einem englischen Physiker und Erfinder. Merton sammelte Kunstwerke der italienischen, flämischen und deutschen Renaissance und die beiden nun versteigerten Gemälde hingen einige Zeit zeitlang nebeneinander in seiner Bibliothek. Aus wissenschaftshistorischer Sicht ist Merton vor allem für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Spektroskopie bekannt. So untersuchte er atomare Spektren und verbesserte die für Spektroskopie notwendigen optischen Elemente. Darüberhinaus war Merton auch für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 tätig und somit als „Naturwissenschaftler im Dienst Ihrer Majestät“ gewissermaßen ein Vorbild für die Figur des „Q“ in den James Bond-Romanen und besonders den entsprechenden Filmen.