Die Stuttgarter Staatsgalerie bemüht sich, das von Oskar Schlemmer (1888-1943) geschaffene Wandbild „Familie“ für die eigene Sammlung zu erwerben. In der vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen großen Schlemmer-Retrospektive bildete diese Leihgabe den Schlussakkord und den zentralen, über 4m breiten und 2,5m hohen Blickfang im letzten Saal der Ausstellung.
Knapp 2 Millionen Euro beträgt der geforderte Preis für das großformatige Werk, ein Betrag, den aufzubringen für ein öffentliches Museum in Deutschland eine große Herausforderung darstellt. Der Stuttgarter Staatsgalerie sind aber zuletzt alle paar Jahre als gemeinsame Aktion mehrerer Geldgeber vergleichbare oder sogar noch deutlich kostspieligere Erwerbungen gelungen, etwa die „Graue Passion“ von Hans Holbein d. Ä., der „Wildensteiner Altar“ des Meisters von Meßkirch oder – zeitlich und preislich eher mit Schlemmers Werk zu vergleichen – Paul Klees Gemälde „Rhythmus der Fenster“.
Und nun also Oskar Schlemmers „Familie“? Dies wäre eine sinnvolle Erweiterung der Stuttgarter Schlemmer-Sammlung, die ohne Zweifel bereits seit vielen Jahren die bedeutendste in einem öffentlichen Museum ist, wie in der kürzlichen Retrospektive deutlich zur Geltung kam. Im Vergleich zum in der Staatsgalerie exzellent vertretenen Frühwerk Schlemmers und zu seiner Bauhaus-Zeit sind späte Arbeiten, in denen sich die Auswirkungen der Nazi-Herrschaft auf sein Schaffen spüren lassen, in der eigenen Sammlung der Staatsgalerie aber kaum anzutreffen. Das große Wandbild „Familie“, 1940 entstanden und Schlemmers letzte Wandgestaltung, könnte hier eindrucksvoll Abhilfe schaffen.