Vom 16. bis zum 19.5.2019 fand in Chemnitz der 54. Bundeswettbewerb Jugend forscht statt. Wie gewohnt bedeutete dies für uns Juroren eine große Herausforderung, aus den insgesamt 111 Projekten in sieben Fachgebieten, die sich als Landessieger für die Bundesrunde qualifiziert hatten, die besten herauszufinden. Bundessieger in Physik wurde Nils Wagner mit dem Projekt „Untersuchung fliegender Gyroskope“. Für mich als Mitglied der Physik-Jury war besonders schön, dass ein weiteres Physik-Projekt, nämlich „Wie bekommen Straßen Sixpacks? Experimentelle Untersuchung von Rippeln im Sand“ von Anton Fehnker und Simon Raschke, nun Bundessieger-Status hat: Es wurde mit dem Sonderpreis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit ausgezeichnet. Anfang September wird Angela Merkel „ihren“ Preis im Rahmen eines Besuchs aller Platzierten des Bundeswettbewerbs im Bundeskanzleramt in einer besonderen Zeremonie überreichen.
Auch die Siegerehrung in Chemnitz am Sonntagvormittag wurde von politischer Prominenz geehrt. Zuallererst ist hierbei natürlich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu nennen, der Schirmherr von Jugend forscht ist und diesmal „seinen“ Sonderpreis für eine außergewöhnliche Arbeit persönlich an Jakob Rehberger und Jonas Münz für die Arbeit „Feinschliff an der Knochenschraube“ verlieh. Das Grußwort des Bundespräsidenten fand ich ebenfalls sehr gelungen und es beinhaltete, dem fröhlich-festlichen Anlass angemessen, eine interessante ernsthaft-anregend-unterhaltsame Mischung an Gedankengängen von Erich Kästner über Alexander von Humboldt, den Klimawandel, die Rolle von Ehrenamtlichen, bis hin zu Begegnungen des Bundespräsidenten mit Jugend forscht-Alumni.
Seit 2014 bin ich Mitglied der Bundesjury, war davor aber viele Jahre Juror beim Regionalwettbewerb in meiner Heimatstadt Hildesheim. Und Projekte genau dieses Regionalwettbewerbs konnten 2019 besonders punkten, denn gleich zwei dort in die Wettbewerbsrunde 2019 gestartete Projekte wurden nun Bundessieger: Till Felix Weismann und Mohamad Al Farhan lagen im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften ganz vorn sowie Constantin Tilman Schott im Fachgebiet Mathematik/Informatik. Ich selber durfte bei der Sonderpreisverleihung am Samstagabend übrigens einen der spektakulärsten Reisepreise des Bundeswettbewerbs überreichen, einen Forschungsaufenthalt an der University of Rhode Island, mit dem Felix Petersen ausgezeichnet wurde.
Wie üblich hatte auch das Rahmenprogramm des Bundeswettbewerbs Jugend forscht einiges zu bieten. Aus „Kunst und Physik“-Perspektive ist besonders der festliche Rahmen des Juryabends am Freitag, nach einem vollgepackten Tag voller Jurybefragungen an den Ständen der Teilnehmer, zu erwähnen: Dieser fand in der Villa Esche statt, die 1902/03 von Henry van de Velde für den wohlhabenden Textilfabrikanten Herbert Eugen Esche als Gesamtkunstwerk aus Architektur und Inneneinrichtung entworfen wurde und die ein bedeutendes Beispiel für Jugendstil in Deutschland ist.
Showact während der Sonderpreisverleihung am Samstagabend, moderiert von Lisa Ruhfus und Jannes Giessel, waren Da Rookies Breakdance Crew aus Magdeburg und die Party danach wurde von der Band Atlas Ahead sowie von Dee Jane Tereza mit Musik versorgt. Die festliche Siegerehrung am Sonntag wurde – wie bereits die Siegerehrung im Vorjahr – von Corinna Lampadius moderiert und Showacts waren hier Lichtfaktor und die Chemnitzer Band Blond.
Und noch ein Schmankerl aus „Kunst und Physik“-Sicht: Am Stand von Carolin Kohl mit ihrem Projekt „Neuronale Netze auf der Suche nach dunkler Materie“ gab es den xkcd-Comic „Dark Matter Candidate“ von Randall Munroe zum Mitnehmen als unterhaltsamen Einblick dazu, worum es sich bei der dunklen Materie im Kosmos handeln könnte.