Auf das Pandemie-Jahr 2020 gab es bereits unzählige Rückblicke – aber meiner aus „Kunst und Physik“-Sicht fehlte noch. Also kommt er hier:
Die großen Corona-Einschnitte ab Mitte März haben auch meine „Kunst und Physik“-Aktivitäten abrupt aussetzen lassen: Für Freitag, den 13.3.2020 war die letzte „Kunst trifft Physik“-Führung von Tanja Mühlbrett und mir durch die „Vertigo“-Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart angesetzt. In den Tagen zuvor wurden die Corona-Bestimmungen kontinuierlich verschärft, aber noch am Morgen des 13.3. sah es danach aus, dass diese Führung würde stattfinden können. Aber dann kam es anders, als gegen Mittag erlassen wurde, Museen mit sofortiger Wirkung für Publikumsverkehr zu schließen.
Größere Veranstaltungen wurden damals natürlich ebenfalls untersagt und damit traf es auch die von mir gemeinsam mit Eva Froitzheim (Kunstmuseum Stuttgart) und Kerstin Thomas (Universität Stuttgart) organsierte IZKT-Vortragsreihe „Zeitgenössische Kunst zwischen Geometrie und Optik“, bei der Jürgen Richter-Gebert, Daniel Hausig und Christoph Asendorf vortragen sollten. Diese Vorträge, die eigentlich in Zusammenhang mit der „Vertigo“-Ausstellung stattfinden sollten, sind nun auf unbestimmte Zeit verschoben. Hoffentlich werden wir 2021 ein passendes Format finden, um sie doch noch umzusetzen.
Ebenso hoffe ich, dass es 2021 auch wieder mehr Gelegenheiten geben wird, Kunst persönlich zu erleben: Seit Ende Oktober sind Museen „bei uns“ ja wieder geschlossen und deshalb habe ich die Ausstellung „Mit allen Sinnen! Französischer Impressionismus“ in der Staatsgalerie Stuttgart auch noch nicht gesehen, die zu dem Zeitpunkt noch keine zwei Wochen eröffnet war. Dabei ist sie mit dem Thema „Sinneswahrnehmung bei den Impressionisten“ natürlich aus „Kunst und Physik“-Sicht sehr interessant. Derzeit ist die Laufzeit dieser Ausstellung bis 7.3.2021 terminiert. Hoffentlich gibt es entweder bis dahin wieder Gelegenheit, „Mit allen Sinnen!“ persönlich zu erleben oder aber die Ausstellung wird verlängert – wie es zu meinem Glück im ersten Halbjahr 2020 mit der großen „Azteken“-Ausstellung im Stuttgarter Linden-Museum geschah und die ich sonst, wegen der Frühjahrs-Lockdown-Schließung, verpasst hätte.
Wie es mit Sonderausstellungen 2021 laufen wird, bleibt in jedem Fall spannend, wobei ich da tendenziell die Lage eher pessimistisch einschätze: So wurde eine Sonderausstellung, auf die ich mich für Ende 2021/Anfang 2022 sehr gefreut hatte, nämlich jene zu Jacobus Vrel in der Alten Pinakothek in München, bereits gänzlich abgesagt. Der im 17. Jahrhundert tätige Vrel steht mit seinen gemalten Innenraum- oder Straßenszenen meist im Schatten der viel berühmteren Jan Vermeer oder Pieter de Hooch und gerade deshalb versprach die sich explizit Jacobus Vrel widmende Ausstellung sehr aufschlussreich zu werden.
Die Corona-bedingten Einschränkungen bewirkten 2020 übrigens auch, dass ich einen Vorsatz, den ich mir vor vielen Jahren gesteckt hatte, erstmals nicht erreicht habe: Jedes Jahr mindestens zwei mir zuvor nicht aus eigener Erfahrung bekannte Unesco-Welterbestätten besuchen (von den insgesamt derzeit 1121 Welterbestätten weltweit). In einem „normalen“ Jahr profitiere ich hierbei von den internationalen Konferenzen, die ich im Rahmen meiner Forschungstätigkeit als Physiker an der Universität Stuttgart besuche und die ich dann oft mit touristischen Abstechern kombinieren kann. Aber ab März 2020 wurden fast alle Physik-Konferenzen abgesagt bzw. durch Online-Events ersetzt. Und auch privat bin ich 2020 fast gar nicht gereist. Aber eine Welterbestätte habe ich dann doch erstmals besucht, nämlich die Völklinger Hütte im Saarland als herausragendes Industriedenkmal. Und ich war davon tief beeindruckt, ich kann also einen Besuch dort rundum empfehlen. Da ein großer Teil des Geländes de facto unter freiem Himmel liegt bzw. die Innenräume sehr weiträumig sind, ist dies auch unter Corona-Sichtwinkel ein für 2021 geeignetes Ausflugsziel.